Fel verzet van Duitse ouders & leerkrachten tegen M-decreet & nieuwe politieke schoolstrijd: CDU/CSU van Merkel tegen inclusie-politiek van socialisten en groenen
Schulfrust wegen Inklusion
*Ouders en leerkrachten
*Politiek strijdpunt in Dutsland: verzet tegen radicale inclusie leverde CDU/CSU veel stemmen op in recente verkiezingen
Citaat: Daniel Günther, CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl
Der Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen CDU, Daniel Günther, hatte wiederholt eine Kehrtwende gefordert: "Lehrer und Schüler sind mit der Inklusion überfordert, weil die Politik die nötigen Ressourcen nicht zur Verfügung gestellt hat", sagte er etwa den "Lübecker Nachrichten".
Seine Schlussfolgerung: Schüler mit Förderbedarf müssten teilweise auch aus den allgemeinbildenden Schulen wieder in die Förderzentren zurückkehren
Commentaar: niettegenstaande Duits Länder de voorbije jaren veel meer geld investeerden in de ondersteuning van inclusief onderwijs dan Vlaanderen is de ontevredenheid en het verzet van ouders en leerkrachten enkel maar toegenomen.
Het M-decreet leidde er ook tot een nieuwe schooloorlog tussen socialisten & groenen en de andere politiek partijen.
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Schüler mit und ohne Förderbedarf sollen zusammen lernen. Doch die Inklusion bringt Eltern und Lehrer auf die Barrikaden: Viele sind so unzufrieden, dass sie zwei Landesregierungen aus dem Amt fegten. Was läuft schief an deutschen Schulen?
Von Silke Fokken
Für Beate Neumann ist Inklusion nicht nur ein Begriff, sondern Alltag. Sie hat zwei Töchter mit sonderpädagogischem Förderbedarf, Marie, 13, und Lara, 17. Beide besuchen "normale" Schulen - eigentlich sollten sie davon profitieren, dass in Deutschland immer mehr Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen.
Doch Ärger und Enttäuschung über die sogenannte Inklusion sind riesig.
"Marie ist frustriert, weil sie viel zu selten die Hilfe bekommt, die sie braucht", sagt Neumann. Ihren richtigen Namen will sie hier nicht lesen, wohl aber deutlich machen: "So geht es einfach nicht."
Genauso sehen das viele Eltern in Deutschland. Inklusion ist eines der größten Reizthemen der Bildungspolitik. Hauptkritik: Die Politik stelle zu wenig Ressourcen für das gemeinsame Lernen bereit, es werde auf Kosten der Kinder gespart. Der Unmut darüber wächst - und er hat schon dazu beigetragen, zwei Landesregierungen abzuservieren.
In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein machten viele ihrem Ärger bei den Landtagswahlen Luft. Schulpolitik galt Analysen zufolge in beiden Ländern als eines der wahlentscheidenden Themen. SPD und Grüne erlitten Niederlagen, während die CDU Siege einfuhr - sicher aus verschiedenen Gründen, aber auch mit dem Versprechen, die Inklusion auf Eis zu legen.
Dabei fing alles so gut an. Im Jahr 2009 hatte die Bundesrepublik nach langem Zögern endlich die Uno-Behindertenrechtskonvention ratifiziert und das gemeinsame Lernen zur bundesweiten Maßgabe erklärt: Alle Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf sollten das Recht bekommen, eine "normale" Schule zu besuchen. Niemand sollte mehr gezwungen sein, in oft weit entfernte Sonderschulen zu gehen.
Aber nun hapert es an der Umsetzung.
So sehen es auch etliche Eltern in Hamburg. Hier steht die nächste Wahl allerdings erst 2020 an. Darauf wollen viele nicht warten, im Gegenteil. Knapp ein Dutzend Eltern und Lehrer haben deshalb die Volksinitiative "Gute Inklusion" gegründet. Abschaffen wollen sie die Inklusion auf keinen Fall - aber die Bedingungen verbessern.
Tausende Unterschriften gesammelt
Das Bündnis setzt auf ein besonderes Machtinstrument: Hamburger Bürger können ein Anliegen ins Parlament hieven, wenn es ihnen gelingt, innerhalb von sechs Monaten mindestens 10.000 Unterschriften zu sammeln. Die Initiative "Gute Inklusion" schaffte das in nur sechs Wochen.
Die Volksinitiative "Gute Inklusion" im Rathaus Hamburg mit Unterschriften
Auch Miriam Burkhardt-Etumnu, 55, Mutter von fünf Kindern, zog mit Listen vor Schultore. "Viele Eltern und Lehrer haben sich ausdrücklich bedankt, dass wir das machen", sagt sie. Bis Mai unterzeichneten knapp 25.000 Hamburger die Forderung, gegen die "drastisch verschlechterten Bedingungen für das gemeinsame Lernen" vorzugehen. "Lehrer stehen zu oft allein vor der Klasse", sagt die Mutter. "Viele arbeiten am Limit, können aber nicht allen Schülern gerecht werden. Darunter leiden letztlich alle."
Der massive Druck aus der Bevölkerung soll die Politik nun zwingen, mehr Geld ins System zu stecken: für mehr pädagogisches Personal, Therapie- und Pflegekräfte, Räume, barrierefreie Schulen. "Nur so ist die Inklusion zu retten", glaubt Pit Katzer, ehemaliger Schulleiter und einer der Sprecher der Initiative.
Am 11. Juli will die Volksinitiative ihre Forderungen in der Bürgerschaft vortragen - und die Politiker müssen zuhören. Schon bei anderen schulpolitischen Fragen hatten sich Hamburgs Bürger letztlich durchgesetzt oder zumindest einen Kompromiss mit der Politik ausgehandelt, etwa beim Ganztagsangebot.
Geht das auch diesmal?
"Das ist eine der teuersten Schulreformen"
Nach Ansicht der Hamburger SPD-Regierung läuft die Inklusion in der Stadt im bundesweiten Vergleich vorbildlich. Tatsächlich hat Hamburg das gemeinsame Lernen schneller und konsequenter umgesetzt als viele andere Bundesländer. Von den Kindern, die sonderpädagogischen Förderbedarf haben, gehen die meisten in eine Regelschule: 65 Prozent. 2010 waren es nach Angaben des Senats erst 16 Prozent.
"Kein Kind wird gegen den Willen seiner Eltern zur Sonderschule geschickt", betonte Bürgermeister Olaf Scholz erst kürzlich in einer Rede. Dabei hob er auch hervor, dass der Senat keine Kosten für die Inklusion scheue
Bildungssenator Senator Ties Rabe (SPD) hat dem SPIEGEL jetzt die Zahlen vorgelegt: Seit 2010 habe man unmittelbar für die Inklusion 450 zusätzliche Lehrer eingestellt, dazu noch allgemein 950 zusätzliche Lehrer und 30 Extra-Lehrer für spezielle Sonderschulen. Die Zahl der Schulbegleiter habe man verfünffacht: auf 1464. Pro Jahr gebe die Stadt hundert Millionen Euro für Personal im Zusammenhang mit der Inklusion aus. "Das ist eine der teuersten Schulreformen", sagt der Senator. "Die Kritik ist ungerechtfertigt."
"Die Bedingungen haben sich drastisch verschlechtert"
Pit Katzer, Sprecher der Volksinitiative, sieht das anders. Der pensionierte Pädagoge kennt Hamburgs besondere Vergangenheit in Sachen gemeinsames Lernen gut: Hier saßen schon vor mehr als zwanzig Jahren Kinder mit und ohne geistige oder körperliche Behinderung in Integrationsklassen (I) zusammen. Das Schülerverhältnis: 4 zu 18. Außerdem wurden in integrativen Regelkassen (IR) sogenannte LSE-Kinder (Schüler mit emotionalem und sozialem Förderbedarf oder Lernschwächen) mit anderen zusammen unterrichtet.
"Die Zahl dieser Klassen war zwar begrenzt, aber sie waren personell gut ausgestattet", sagt Katzer, der jahrelang eine solche Integrationsschule leitete. Meist gab es zusätzlich zum Lehrer noch einen Sonder- oder Sozialpädagogen. "Hamburg gehörte bundesweit zu den großen Vorbildern für gemeinsames Lernen und lieferte den Beweis, dass das sehr gut klappen kann."
An der Hamburger Louise-Schroeder-Schule wird seit vielen Jahren inklusiv unterrichtet
Aber anders als im Wahlkampf 2011 versprochen habe die SPD die Zahl der I- und IR-Klassen nicht nach und nach aufgestockt, sondern abgeschafft. Stattdessen kam 2012 die flächendeckende Inklusion, und dabei habe man unterm Strich für das einzelne Kind deutlich weniger sonderpädagogische Unterstützung veranschlagt als bisher. "Nun mussten Eltern zwar nicht mehr bangen, ob sie einen der begrenzten Plätze in einer I- oder IR-Klasse bekommen, aber die Bedingungen haben sich massiv verschlechtert", sagt der ehemalige Schulleiter.
Den Unterschied sieht Beate Neumann bei ihren Töchtern - und sie hält ihn für gravierend. Auch deshalb sammelte sie tagelang Unterschriften für die Initiative. Neumanns Töchter haben beide Förderbedarf im Bereich Motorik. "Sie sind langsamer als andere Kinder, vor allem beim Schreiben", sagt die Mutter.
Damals bei Lara, der Älteren, habe immer jemand Zeit gehabt, zu helfen. Heute bei Marie dagegen sei höchstens für zwölf Stunden in wechselnder Besetzung ein Sonderpädagoge oder Erzieher für mehrere förderbedürftige Kinder mit in der Klasse. Marie müsse deshalb sehr oft alleine zurechtkommen, sagt Neumann. Zudem sei der Lärmpegel hoch und belaste das Kind.
"Echtes Wahlrecht setzt vergleichbare Bedingungen voraus"
Volksinitiative "Gute Inklusion für Hamburgs SchülerInnen"
Einige Eltern halten die Bedingungen an den allgemeinen Schulen für so untragbar, dass sie lieber ausweichen: Schüler mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung gingen oft weiterhin in spezielle Sonderschulen, selbst wenn ihre Eltern die Inklusion wünschen, sagt Ex-Schulleiter Katzer. Denn hier gebe es Therapieräume und Pflegekräfte. An den Regelschulen dagegen nicht. "Unter diesen Bedingungen ist das Wahlrecht der Eltern zwischen Inklusion und Sonderschule eine Farce", findet der Pädagoge. "Ein echtes Wahlrecht setzt vergleichbare Bedingungen voraus."
Die Initiative "Gute Inklusion" will Bildungssenator Rabe deshalb dazu bringen, die Regelschulen besser auszustatten und die personellen Ressourcen für alle Schüler mit Förderbedarf wieder deutlich aufzustocken - notfalls mit einer Volksabstimmung.
So könnte dem Hamburger Senat seine Inklusionspolitik auf die Füße fallen - wie zuletzt schon anderen Landesregierungen.
Beispiel Nordrhein-Westfalen: Neben G8/G9 war Inklusion hier eines der großen Schulthemen im Wahlkampf. Unzufriedene Bürger beklagten fehlendes Personal und mangelnde Ausstattung. CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet punktete mit einer Abkehr von der bisherigen rot-grünen Landespolitik. Er versprach, den Inklusionsprozess vorerst auf Eis zu legen. SPD und Grüne verloren krachend - nicht nur, aber auch wegen ihrer Schulpolitik.
Der Wahlsieger der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU)
In den Koalitionsverhandlungen einigten sich CDU und FDP nun darauf, dass Förderschulen für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf vorerst nicht mehr geschlossen werden.
Hapert es an der Haltung?
Die Vorgängerregierung dagegen hatte das gemeinsame Lernen stark propagiert - und Geld investiert. Man habe, hieß es vom bisher von den Grünen besetzten NRW-Bildungsministerium gegenüber dem SPIEGEL, für die Jahre von 2010 bis 2019 rund 1,2 Milliarden Euro für die Inklusion angesetzt. 5000 Lehrer seien zusätzlich eingestellt worden, zudem habe man Millionen in die Aus- und Fortbildung von Lehrern gesteckt. Bildungsministerin Sylvia Löhrmann hatte gleichzeitig stets betont, erfolgreiche Inklusion sei auch eine "Frage der Haltung" - nicht nur des Geldes.
Hapert es an der Haltung? Oder wird nicht genug über positive Beispiele berichtet? Verlieren Politiker, die Inklusion vorantreiben, auch deshalb Wahlen? Oder investieren sie tatsächlich nicht genug Geld und sparen auf Kosten der Kinder?
Deutschland hält seit Jahrzehnten hartnäckig an einem selektiven Schulsystem fest, das Kinder frühzeitig nach Leistung trennt. Da stößt die Idee der Inklusion, wonach Kinder unabhängig von ihrer Begabung oder einer Behinderung zusammen lernen, bei einigen auf Widerstand.
In einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung unter mehr als 4300 Eltern kam heraus, dass zwar die überwältigende Mehrheit grundsätzlich offen ist für Inklusion und sie für bedeutsam für die Gesellschaft hält - allerdings Unterschiede macht, wenn es um bestimmte Kinder geht. Mehr als die Hälfte meint: Schüler, die verhaltensauffällig sind, eine geistige Behinderung oder Sinnesbeeinträchtigung haben, sollten besser getrennt unterrichtet werden. 63 Prozent der Eltern stimmen außerdem der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass Kinder mit Förderbedarf in Sonderschulen besser gefördert werden. Jeder Zweite hat Bedenken, dass Schüler ohne Förderbedarf im inklusiven Lernsetting im fachlichen Lernen gebremst werden. Denn geht das gemeinsame Lernen tatsächlich schief, weil es etwa an Personal oder Qualifikation fehlt, fühlen sich Skeptiker bestärkt, meint auch der ehemalige Schulleiter Katzer. "Mangelhafte Ausstattung liefert den Gegnern der Inklusion Argumente." Umso wichtiger wäre demnach, dass die Politik mehr Geld ins System steckt.
Das Problem ist nur: Wie viel Förderung tatsächlich nötig ist und wie sie verteilt werden muss, damit sie bei einzelnen Kindern und Klassen ankommt, ist stark umstritten. Ebenso wie die Frage, ob es heute tatsächlich deutlich mehr Kinder mit Förderbedarf gibt oder ob dieser nur sehr viel häufiger attestiert wird. Fest steht: Die Zahlen sind in fast allen Bundesländern stark gestiegen.
"Gelegentliche Kritik ist nicht gänzlich unberechtigt"
So wird weiter darum gerungen, wie viele Lehrer, Sonderpädagogen und Erzieher eingestellt werden müssten, um allen Kindern im Zuge der Inklusion gerecht werden zu können. Das Bildungsministerium in Schleswig-Holstein, wo 67 Prozent der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelschulen gehen, gab deshalb ein Gutachten in Auftrag.
Schleswig-Holsteins Noch-Bildungsministerin Britta Ernst (SPD)
Noch-Ministerin Britta Ernst (SPD) wandte sich an Bildungsforscher Klaus Klemm, der im Herbst 2016 sein Ergebnis präsentierte: Für den inklusiven Unterricht an allgemeinen Schulen sowie in den Förderzentren des Landes sah er eine "Bedarfsdeckungslücke von insgesamt 493 Stellen".
Das Gutachten zeige, dass "gelegentliche Kritik an den Ressourcen nicht gänzlich unberechtigt sei", sagte die Ministerin dem SPIEGEL. Sie wollte das Problem angehen. Bei der Landtagswahl Anfang Mai wurde die bisherige Regierung jedoch abgewählt, die CDU fuhr einen Überraschungssieg ein. Auch hier war die Inklusion etwa neben G8/G9 eines der Wahlkampfthemen.
Daniel Günther, CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl
Der Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen CDU, Daniel Günther, hatte wiederholt eine Kehrtwende gefordert: "Lehrer und Schüler sind mit der Inklusion überfordert, weil die Politik die nötigen Ressourcen nicht zur Verfügung gestellt hat", sagte er etwa den "Lübecker Nachrichten". Seine Schlussfolgerung: Schüler mit Förderbedarf müssten teilweise auch aus den allgemeinbildenden Schulen wieder in die Förderzentren zurückkehren.
In den Koalitionsverhandlungen von CDU, FDP und Grünen ließ sich das offenbar nicht durchsetzen. "Die Inklusion nimmt weiter einen hohen Stellenwert im Bildungsbereich ein. Daher werden wir auch in dieser Legislaturperiode zusätzliche Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen einstellen", heißt es in einer Presseerklärung der Parteien. Also doch keine Kehrtwende.
So etwas will auch die Volksinitiative in Hamburg unbedingt verhindern. "Das Schlimmste wäre", sagt Katzer, "wenn sich eine andere Initiative gründet, die Inklusion als gescheitert erklärt und Schüler wieder trennen will."