Der belgische Dichter Emile Adolphe Gustave Verhaeren
wurde am 21. Mai 1855 in Sint-Amands bei Antwerpen geboren. Siehe auch mein Blog vom 21. Mai 2011.
Infinitely
The hounds of despair, the hounds of
the autumnal wind,
Gnaw with their howling the black echoes of evenings.
The darkness, immensely, gropes in the emptiness
For the moon, seen by the light of water.
From point to point, over there, the distant lights,
And in the sky, above, dreadful voices
Coming and going from the infinity of the marshes and planes
To the infinity of the valleys and the woods.
And roadways that stretch out like sails
And pass each other, coming unfolded in the distance, soundlessly,
While lengthening beneath the stars,
Through the shadows and the terror of the night.
 Emile
Verhaeren (21. Mai 1855 - 27. November 1916)
Büste in Rouen
Die
deutsche Schriftstellerin Gabriele Wohmann wurde als Gabriele Guyot am 21. Mai
1932 in Darmstadt geboren. Siehe auch mein Blog vom 21. Mai 2009. und auch mein Blog vom 21. Mai 2010 und auch mein Blog vom 21. Mai 2011.
Aus: Denk immer an heut nachmittag
Eine halbe Stunde Fahrt auf der
Hinterplattform", sagte der Vater, wieder was Schönes zum
Drandenken."
Die Bahn ruckelte durch die dunklen
feuchten Gäßchen von Gratte. Spätnachmittags, die Zeit, in
der noch einmal alle Frauen ihre
Einkaufstaschen zu den Krämern trugen, in die Auslagen der engen
Schaufenster starrten und wie im Gebet
die Lippen bewegten, während sie die Münzen in ihren
klebrigen Portemonnaies zählten. Die
letzten Minuten, bevor die Kinder endgültig hinter den schartigen Hausmauern
verschwänden, ehe die Männer auf ihren Motorrädern in das Delta der
Gassen donnern würden. Das Kind hielt
die Messingstange vor der Fensterscheibe fest, aber
immer wieder rutschte die glatte Wolle
seiner Handschuhe ab. Wie im Aussichtswagen. Lauter
lustige Dinge", sagte der Vater.
Du kannst immer dran denken: wie lustig war's doch, als wir plötzlich
bei Wickler im Fenster die Mannequins
entdeckten und als der Vater sagte: schön, wir fahren eine
Bahn später. Die hübschen Mannequins,
weißt du's noch?"
Ja", sagte das Kind. Sein Knie
spürte den Koffer.
Die Bahn fuhr jetzt durch eine Straße
mit eckigen unfrisierten Gärtchen, und Gratte sah nur noch wie ein dicker,
dunkler Pickel aus. Dann Bäume, die meisten noch kahl, eine Bank mit einem
Mädchen, das die Fingernägel reinigte, gekrümmte nackte Kiefernstämme in
sandigen Kahlschlägen.
Der Wald von Laurich", sagte der
Vater, er zieht sich bis zu deinem Schulheim. Ihr werdet ihn
wahrscheinlich oft zu sehen bekommen,
Spiele im Wald veranstalten, Schnitzelversteck und was
weiß ich, Räuberspiele,
Waldlauf." Ein fetter Junge auf dem Fahrrad tauchte auf und hetzte in
geringem Abstand hinter der Bahn her. Sein schwitzendes bläuliches Gesicht war
vom Ehrgeiz verunstaltet, die farblose dicke Zunge lag schlaff auf der
Unterlippe. Zunge rein", rief der Vater und lachte.
Ob er's schafft? Was meinst du?"
Gabriele
Wohmann (Darmstadt, 21. Mai 1932)
Der
Schweizer Schriftsteller und Übersetzer Urs Widmer wurde am 21. Mai 1938 in Basel geboren.
Siehe auch mein Blog vom 21. Mai 2009 und auch mein Blog vom 21. Mai 2010. und auch mein Blog vom 21. Mai 2011.
Aus: Der Geliebte der Mutter
Heute ist der Geliebte meiner Mutter gestorben. Er war
steinalt, kerngesund noch im Tod. Er sank um, wahrend er, sich uber ein
Stehpult beugend, eine Seite der Partitur der Sinfonie in g-Moll von Mozart
umblatterte. Als man ihn fand, hielt er einen Notenfetzen in der toten Hand,
jene Hornstose zu Beginn des langsamen Satzes. Er hatte meiner Mutter einmal
gesagt, die g-Moll-Sinfonie sei das
schonste
Stuck Musik, das jemals komponiert worden sei. Er las seit immer Partituren, so wie andere Bucher
lesen. Alles, was ihm in die Hande fiel, Archaisches und Oberflachliches. Vor
allem aber sah er sich nach Neuem um. Erst im Alter, so gegen neunzig, holte
ihn das Bedurfnis ein,
nochmals das
schon Vertraute zu erfahren, anders nun, in der Beleuchtung der schwindenden
Lebenssonne. Nun las er den Don Giovanni wieder, den er einst als Jungling mit
brennenden Augen verschlungen hatte, und die Schopfung. Er war Musiker gewesen, Dirigent. Drei Tage vor
seinem Tod hatte er in der Stadthalle sein letztes Konzert dirigiert. Gyorgy Ligeti,
Bartok, Conrad Beck. Die Mutter
liebte ihn ihr ganzes Leben lang. Unbemerkt von ihm, unbemerkt von jedermann.
Niemand wuste von ihrer Passion, kein Wort sagte sie jemals davon. ≫Edwin!≪ flüsterte
sie allerdings, wenn sie am See stand, allein, mit ihrem Kind an der Hand. Von
Enten umschnattert, im Schatten selber,
schaute sie
auf das in der Sonne leuchtende Ufer gegenuber. ≫Edwin.≪ Der
Dirigent hies Edwin.
 Urs
Widmer (Basel, 21. Mai 1938)
Siehe für
mehr Schriftsteller vom 21. Mai auch auch mein Blog vom 21. Mai 2011.
21-05-2012 om 18:20
geschreven door Romenu 
Tags:Emile Verhaeren, Gabriele Wohmann, Urs Widmer
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