Die
niederländische Schriftstellerin Anna M G Schmidt
wurde am 20. Mai 1911 in Kapelle geboren. Siehe auch mein Blog vom 20. Mai 2010 und auch mein Blog vom 20. Mai 2011.
Herr von Süße
Herr von Süße
wusch sich die Füße
samstags im Aquarium.
Wie es so sprudelte,
saß er und jubelte
und sang hum-tideldum-tieldeldum!
Hatte er sonst keinen Kasten,
wo die Füße reinpassten?
Hatte er keinen Eimer, keinen Kumm?
Das war nicht das Problem.
Warum saß er dann unbequem
Im Auquarium, warum?
Er will bei den Fischen
die Füße erfrischen,
den er liebte seine Fische so sehr. Jeden Samstag
ist Süßwassertag.
Das ist schöner als Baden im Meer!
Aber findet der Fisch
das verführerisch?
Wird ihm das nicht zu dumm?
Man sollte doch meinen,
wenn einer mit den Beinen
immerzu planscht im Aquarium.
Bestell Herrn von Süße
mal schöne Grüße
samstags im Aquarium.
Wenn er da sitzt
und mit Wasser spritzt,
Singt er hum-tideldum-tideldum.
Annie
M.G. Schmidt (20. Mai 1911 21. Mai 1995)
Die
polnische Schriftstellerin und Journalistin Hanna
Krall wurde am 20. Mai 1937 in Warschau geboren. Siehe
auch mein
Blog vom 20. Mai 2009 und auch mein Blog vom 20. Mai 2010
und auch mein Blog vom 20. Mai 2011.
Aus: Rosa
Straußenfedern
DOROTA N., Lehrerin im Ruhestand (in
Katowice-Koszutka während einer Autorenlesung)
Über Türen
Man hatte sie schon auf dem
Marktplatz zusammengetrieben, eigentlich waren sie schon weg, nur zwei Mädchen,
vielleicht sieben, acht Jahre alt, waren übrig. Sie waren allein, ganz allein
auf der leeren Straße.
Sie versuchten, irgendwo
unterzukommen und klopften an die Türen. Sie liefen von Haus zu Haus und
klopften.
Die Türen waren verschlossen, die Fenster mit
Gardinen verhängt.
Die Mädchen begannen gegen die Türen zu hämmern
und zu schreien.
Sie waren so alt wie ich, ich war auch acht.
Ich stand nicht weit weg, auf der Brücke.
Sie hämmerten mit ihren kleinen Fäusten gegen die
Türen und schrien: Hilfe! Hilfe!
wissen Sie was? Keine einzige Tür ging auf.
Und als die Mädchen weg waren, als die letzten
Fuhren vom Marktplatz abgefahren waren, wissen Sie, was da geschah? Da gingen
alle Türen auf und die Leute stürzten zu den jüdischen Häusern und trugen die
Sachen hinaus, trugen, trugen, trugen.
Die Frage?
Ach so, man muss eine Frage stellen.
Gut ? Dann möchte ich fragen, ob wir Polen so
furchtbar sind, oder ob der Mensch so schlecht ist. Sie müssen nicht antworten,
wenn Sie keine Lust haben.
Hanna
Krall (Warschau, 20. Mai 1937)
Der französische Schriftsteller Honoré de Balzac wurde am 20. Mai 1799 in Tours geboren. Siehe auch mein Blog vom 20. Mai 2010 und auch mein Blog vom 20. Mai 2011.
Aus: Das Chagrinleder (Übersetzt
von Emil A. Rheinhardt)
Zu allem Unglück verdarb der Regen meinen Hut. Wie konnte
ich je wieder einer eleganten Frau unter die Augen treten und in einem Salon
erscheinen ohne einen Hat.jpg (56295 Byte) brauchbaren Hut! Dank äußerster
Pflege, die alberne, dumme Mode
verfluchend, die uns verurteilt, das Futter unserer Hüte herumzuzeigen, indem
wir sie ständig in der Hand tragen, hatte ich meinen bis dahin in einem eben
noch angängigen Zustand erhalten können. Er war nicht auffällig neu und nicht
grauenhaft alt, nicht völlig abgeschabt und nicht sehr glanzvoll, er konnte für
den Hut eines sorgsamen Mannes gelten; aber jetzt erreichte sein künstlich
gestundetes Leben das letzte Stadium, er war zerschunden, verbeult, am Ende ein
Lumpen, der würdige Repräsentant seines Herrn. Mangels dreißig Sous verlor ich
meine kunstreiche Eleganz.
Honoré
de Balzac (20. Mai 1799 18. August 1850)
Der
deutsche Schriftsteller Wolfgang Borchert wurde
am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren. Siehe auch mein
Blog vom 20. Mai 2009 und auch mein Blog vom 20. Mai 2010
und auch mein Blog vom 20. Mai 2011.
Aus: Nachts schlafen die Ratten
doch
Das hohle Fenster in der vereinsamten Mauer gähnte blaurot voll früher
Abendsonne. Staubgewölke flimmerten zwischen den steilgereckten
Schornsteinresten. Die Schuttwüste döste.
Er hatte die Augen zu. Mit einmal wurde es noch dunkler. Er merkte, daß jemand
gekommen war und nun vor ihm stand, dunkel, leise. Jetzt haben sie mich! Dachte
er. Aber als er ein bißchen blinzelte, sah er nur zwei etwas ärmlich behoste
Beine. Die standen ziemlich krumm vor ihm, daß er zwischen ihnen hindurchsehen
konnte. Er riskierte ein kleines Geblinzel an den Hosenbeinen hoch und erkannte
einen älteren Mann. Der hatte ein Messer und einen Korb in der Hand. Und etwas
Erde an den Fingerspitzen.
Du schläfst hier wohl, was? fragte der Mann und sah von oben auf das
Haargestrüpp herunter. Jürgen blinzelte zwischen den Beinen des Mannes hindurch
in die Sonne und sagte: Nein, ich schlafe nicht. Ich muß hier aufpassen. Der
Mann nickte: So, dafür hast du wohl den großen Stock da? Ja, antwortete Jürgen
mutig und hielt den Stock fest.
Worauf paßt du denn auf?
Das kann ich nicht sagen. Er hielt die Hände fest um den Stock. Wohl auf Geld,
was? Der Mann setzte den Korb ab und wischte das Messer an seinem Hosenboden
hin und her.
Nein, auf Geld überhaupt nicht, sagte Jürgen verächtlich.
Auf ganz etwas anderes.
Na, was denn?
Ich kann es nicht sagen. Was anderes eben.
Na, denn nicht. Dann sage ich dir natürlich auch nicht, was ich hier im Korb
habe. Der Mann stieß mit dem Fuß an den Korb und klappte das Messer zu.
Pah, kann mir denken, was in dem Korb ist, meinte Jürgen geringschätzig;
Kaninchenfutter.
Donnerwetter, ja! sagte der Mann verwundert; bist ja ein fixer Kerl. Wie alt
bist du denn?
Neun.
Oha, denk mal an, neun also. Dann weißt du ja auch, wieviel drei mal neun sind,
wie?
Wolfgang Borchert (20. Mai 1921 - 20.
November 1947)
Der
niederländische Dichter Gerrit Achterberg wurde am 20.
Mai 1905 in Nederlangbroek geboren. Siehe auch mein Blog vom 20. Mai 2011.
Hoonte
Vlak voor de ramen staat het
boomtheater.
Insecten trekken strepen langs de ruit
en vlinders buitlen om elkanders buit.
Een dikke duif vliegt in de groene krater
van bladeren, een duiker onder water,
en komt er later even oud weer uit.
Het leven, tegen dit decor gestuit,
wordt speeltoneel terwijl ik kijk en staat er.
Ik heb van de natuur nog nooit genoten
als hier op Hoonte in de Achterhoek.
Mariahoeve heet het hoge huis.
Hier krijgt het ogenblik voldoende
grootte
en achtergrond, een eeuwig open doek
voor de verbeelding van het paradijs.
Hoonte
Close to the windows is the theater of
trees.
Insects make streaks along the panes
and butterflies tumble about each others booty.
A plump dove flies in the green crater
of leaves, a diver under the water,
and emerges a bit later just as old.
Life, bumped up against this décor,
becomes as I stand and look here, a play.
Never have I enjoyed nature more
than here in Hoonte in the East country.
Maria farmstead this old house is called.
Here the moment is given sufficient
size
and background, an eternity of open canvas
for the imagining of paradise.
Übersetzt von Cliff Crego
Gerrit Achterberg(20. Mai 1905 17. Januar 1962)
20-05-2012 om 10:52
geschreven door Romenu 
Tags:Annie M.G. Schmidt, Hanna Krall, Honoré de Balzac, Wolfgang Borchert, Gerrit Achterberg, Romenu
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