Premierminister Guy Verhofstadt: Die Blockadesituation ist überwunden. dpa

Bereits an diesem Freitag sollen 14 Minister aus fünf Parteien vereidigt werden. Die Blockadesituation sei überwunden, teilte Verhofstadt in der Nacht mit. Die Übergangsregierung soll einerseits die Verhandlungen über eine Staatsreform vorantreiben, erklärte er. Zum anderen müsse sie dringende soziale und wirtschaftliche Probleme sowie Umweltfragen anpacken, um den Weg zu Bildung einer endgültigen Regierung im kommenden Frühjahr zu ebnen. Verhofstadt will nach der Niederlage seiner liberalen Partei Open VLD bei der Wahl am 10. Juni nur noch bis Ostern die Amtsgeschäfte führen.

König Albert II. hatte Verhofstadt am Montag offiziell mit der Regierungsbildung beauftragt, nachdem der christdemokratische Wahlsieger Yves Leterme damit zweimal gescheitert war. Leterme hatte den Streit zwischen flämischen und frankophonen Politikern über eine Staatsreform und neue Zuständigkeiten für die verschiedenen Landesteile nicht schlichten können.

Verhofstadt bekam fünf Parteien für seine Übergangsregierung zusammen: seinen Open VLD, dessen frankophone Schwesterpartei MR, die Sozialisten aus dem französischsprachigen Landesteil sowie Letermes flämischen CD&V und dessen Schwesterpartei cdH. «Ich denke, dass wir als Politiker im Dienst der Bürger stehen müssen», sagte Leterme, der Vize-Premier werden soll.

«Es gab den gemeinsamen Willen der Partner, die cdH zu beteiligen», sagte Parteichefin Joëlle Milquet. Zuvor hatte der liberale MR von Finanzminister Didier Reynders seinen Widerstand gegen eine Regierungsteilnahme der kleinen cdH aufgegeben. Vor allem CD&V und PS hatten demgegenüber darauf bestanden, auch die Konservativen aus dem frankophonen Süden des Landes einzubinden.

Ob die Koalition eine Zwei-Drittel-Mehrheit bekommt, die für eine große Staatsreform nötig wäre, hängt vom CD&V-Bündnispartner NV-A ab. Die Forderungen dieser flämisch-nationalistischen Splitterpartei hatten Letermes Versuch einer Koalitionsbildung torpediert. Die NV-A kündigte am Mittwoch an, sie wolle sich nicht an der Regierung beteiligen, diese aber je nach Sachlage unterstützen.

Entgegen der belgischen Tradition werden nur zwei Parteien - CD&V und MR - mit Leterme und Reynders einen Vize-Premier stellen. Außenminister dürfte Verhofstadts Parteifreund Karel de Gucht bleiben, Innenminister Patrick Dewael (ebenfalls Open VLD). Wenn Christdemokrat Leterme bis Ostern einen neuen Koalitionsvertrag aushandelt, will Verhofstadt ihm das Amt des Regierungschefs überlassen. Leterme hatte die Wahl im Juni gewonnen, Verhofstadts Liberale und die Sozialisten verloren viele Stimmen.